Vorwort

Die Frauenhelpline gegen Männergewalt ist nun seit mehr als fünf Jahren rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr in Betrieb und unterstützt inbesondere Frauen und Kinder, die Opfer familiärer bzw. männlicher Gewalt wurden. Diese sind nicht nur in Österreich, sondern weltweit am stärksten betroffen von Männergewalt. Die Frauenhelpline gegen Männergewalt ist eine telefonische Beratungs- und Kriseneinrichtung, die sich als erste Anlaufstelle für alle Fragen und Probleme im Zusammenhang mit Gewalt in Beziehungen und im sozialen Nahraum versteht.

Frauen schlittern in der Regel nicht plötzlich in eine Gewaltbeziehung. Meist geht dem ein langer Prozess voraus. Zuneigung und Verantwortungsgefühl für die Beziehung und die Familie bewirken, dass Frauen bei ersten Anzeichen von Gewalt nicht gleich mit Trennung reagieren, sondern an eine positive Veränderungsmöglichkeit glauben (wollen) und lange Zeit versuchen, diese Veränderung der Beziehung oder auch des Täters zu bewirken. Es sind daher oft mehrere Beratungsgespräche notwendig, um Frauen dabei zu helfen, einen Weg für sich zu finden bzw. einen Schritt zur Beendigung der Gewaltbeziehung setzen zu können. Eine kostenlose und anonyme Beratung am Telefon kann für Frauen der Beginn sein, um überhaupt einmal über ihre Gewalterfahrungen reden zu können. Damit Hilfesuchende Vertrauen fassen, ist es wichtig eine möglichst professionelle Beratung anzubieten.

Im vorliegenden Bericht stellen wir die Beratungsarbeit der Frauenhelpline vor. Was bedeutet telefonische Beratungsarbeit, was bedeutet psychosoziale Beratung und wo liegen die Vorteile aber auch die Schwierigkeiten und Hürden einer telefonischen Beratung, worauf müssen Beraterinnen achten, um ein vertrauensvolles Gespräch mit der hilfesuchenden AnruferIn aufbauen zu können? An welchen Grundlagen orientieren sich die Mitarbeiterinnen der Frauenhelpline bei der telefonischen Beratung? Was benötigen die Beraterinnen, um die AnruferInnen in einer akuten Krise zu unterstützen?

Die Mitarbeiterinnen der Frauenhelpline unterstützen tagtäglich viele hilfesuchende AnruferInnen mit psychosozialer Beratung und rechtlicher Information auf dem Weg in ein gewaltfreies Leben. Aber eine nationale Helpline macht nur dann einen Sinn, wenn es im gesamten Bundesgebiet in allen Regionen und Bundesländern ein flächendeckendes Netz an Hilfseinrichtungen gibt. Je mehr Hilfsangebote es in den Bundesländern gibt, an die weitervermittelt werden kann, desto effizienter ist die Beratungsarbeit einer zentralen Anlaufstelle. Viele AnruferInnen benötigen dringend persönliche Beratung vor Ort. Die österreichweite Frauenhelpline und das Netz an Frauen- und Opferschutzeinrichtungen ergänzen sich gegenseitig und sie benötigen daher eine langfristige finanzielle Absicherung.

Maria Rösslhumer
Leiterin der Frauenhelpline

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