Ziele und Aufgaben

Die Frauenhelpline versteht sich als erste Anlaufstelle für alle Fragen im Zusammenhang mit Männergewalt gegen Frauen/Migrantinnen (Gewalt in der Familie, bzw. in der Ehe oder PartnerInnenschaft, Stalking, Zwangsheirat, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz etc.).

Sie ist eine professionelle, zielgruppenorientierte Einrichtung, die rund um die Uhr, kostenlos und bundesweit Beratung und Information anbietet.

Bei der telefonischen Beratung geht es zunächst um die Klärung der aktuellen Situation der Hilfesuchenden, um Entlastung - also auch das Auffangen der Betroffenen in der Krisensituation - um Stärkung und Bestärkung auf dem Weg aus dem Kreislauf der Gewalt. Wir sehen den Anruf bei der Frauenhelpline als einen ersten wichtigen Schritt auf diesem Weg.

Oft sprechen Frauen in einem solchen Gespräch tatsächlich das erste Mal über ihre Situation, was auch der Niederschwelligkeit unserer Einrichtung zu verdanken ist. Die Frauenhelpline ist unbürokratisch, d. h. rund um die Uhr und kostenlos erreichbar, die Beratung ist streng vertraulich und anonym. Die Anruferin muss also weder Namen noch Adresse oder sonstige persönliche Daten angeben und vor allem: Sie selbst hat es in der Hand, den Kontakt abzubrechen oder fortzusetzen, ein minimales, aber wesentliches Element zur Stärkung oder Wiederfindung der Entscheidungsfreiheit der Frauen.

Seit 1. Jänner 2005 bietet die Frauenhelpline je nach Bedarf Beratungen in Arabisch, Englisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, Slowenisch, Slowakisch und Türkisch an. Dadurch haben Migrantinnen die Möglichkeit anonym und kostenlos ihre Anliegen in ihrer jeweiligen Sprache zum Ausdruck zu bringen.

Neben Entlastung und Stärkung in der Krisensituation geht es im telefonischen Beratungsgespräch auch um Orientierungshilfe, d. h. es wird versucht, mit den Anruferinnen in einem oder auch in mehreren Gesprächen verschiedene Möglichkeiten des Handelns, des „einen-Ausweg-Findens“ zu besprechen, aufzuzeigen und mit ihnen gemeinsam herauszufinden, welcher Weg für sie in ihrer speziellen Situation der richtige ist. Das bedeutet auch, dass die Frauen als Expertinnen ihrer Situation gesehen werden und nicht versucht wird, ihnen eine Lösung - die die Beraterin vielleicht für die richtige hält - aufzudrängen. Den Beraterinnen geht es um einen lösungsorientierten und ganzheitlichen Beratungsansatz.

Da die Beraterinnen unter anderem Spezialistinnen das Gewaltschutzgesetz betreffend sind, wird in Fällen von akuter Gewalt im Rahmen der psychosozialen Krisenberatung auch die Möglichkeit einer Wegweisung/eines Betretungsverbotes mit der Anruferin besprochen. Auf Wunsch der Klientinnen bietet die Beraterin eine telefonische Intervention bei der Polizei an, um eine Wegweisung anzuregen.

Vielfach haben die Mitarbeiterinnen die Erfahrung gemacht, dass ihre Intervention bei der Exekutive hinsichtlich einer Wegweisung sehr hilfreich sein kann.

Ein weiteres Ziel ist die Anruferinnen zu motivieren, persönliche Beratung und gegebenenfalls längerfristige Betreuung in regionalen Hilfseinrichtungen in Anspruch zu nehmen und damit verbunden eine gezielte Weitervermittlung vor allem an Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen, Interventionsstellen, Frauennotrufe etc. Dazu sind detaillierte Kenntnisse über das soziale Hilfsnetz in ganz Österreich notwendig sowie die laufende Aktualisierung von Telefonnummern und Adressen der bestehenden Hilfseinrichtungen.

Auf Wunsch der Betroffenen kann der Kontakt zu anderen Institutionen auch direkt über die Frauenhelpline hergestellt werden.

Anruferinnen, die sich nicht in einer akuten Gewaltsituation befinden, erhalten im Rahmen einer unterstützenden Beratung die für sie notwendigen, grundlegenden rechtlichen und psychosozialen Informationen (Schutz vor Gewalt, Scheidung/Trennung, Obsorge, Besuchsrechtsregelungen, Unterhalt, Stalking, Prozessbegleitung, Zwangsheirat, Anzeige, Strafverfahren, etc.).

Gerade was regionale Frauenhilfseinrichtungen anbelangt, sind städtische Gebiete zum Teil gut versorgt, ländliche Gebiete oft sehr schlecht. So kann es beispielsweise einer Frau in einer abgelegenen Region passieren, dass sie 100 km ins nächste Frauenhaus oder zur nächsten Beratungsstelle fahren muss. Für Migrantinnen kommt noch erschwerend hinzu, dass es vor allem im ländlichen Raum kaum muttersprachliche Beratungen gibt. Das Team der Frauenhelpline versucht, solche Mängel aufzuzeigen und sieht sich verantwortlich dafür, immer wieder einen Ausbau des Hilfsangebots für von Gewalt betroffene Frauen/Migrantinnen und deren Kinder zu fordern.

Die Erfahrungen der Helpline haben ge­zeigt, dass es besonders nachts und an Wochenenden wichtig ist, hilfesuchenden Frauen/Migrantinnen eine Möglichkeit der Entlastung und psychischen Stärkung in kritischen Situationen zu bieten, da zu diesen Zeiten die meisten Beratungseinrichtungen nicht geöffnet sind.

Während der Nacht und an Wochenenden übernimmt die Helpline bei Bedarf und nach Absprache auch die Krisenanrufe der Interventionsstellen und Frauenberatungsstellen aus ganz Österreich.

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