AUSWERTUNG DER STATISTISCHEN DATEN Die Frauenhelpline wird von Jahr zu Jahr mehr in Anspruch genommen: Seit Beginn wurden insgesamt 81.643 Anrufe von den Mitarbeiterinnen der Frauenhelpline telefonisch betreut und unterstützt. Diese Tabelle zeigt einen bemerkenswerten Anstieg der Zahl der Anrufe im Jahr 2001, der sich damit erklären lässt, dass es im Jahr 2000 eine europäische Kampagne zum Thema Gewalt gegen Frauen in Ehe und Partnerschaft gab, an der auch Österreich teilnahm bzw. die vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser für Österreich organisiert und koordiniert wurde. Bei dieser Kampagne wurde unter anderem die Nummer der Frauenhelpline auf Plakaten beworben. Diese österreichweite Kampagne bestätigt, wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit ist, um eine Einrichtung, insbesondere eine Kriseneinrichtung bekannter zumachen. Seither bewegt sich die Zahl der Anrufe konstant auf der selben Höhe. Im Jahr 2004 wurde die Nummer der Frauenhelpline etwa 32.000 x angewählt. Die Telefonnummer 0800/222555 wurde damit im Durchschnitt 88 mal am Tag angewählt. Dies geht aus dem Protokoll des Telefonanbieters hervor, der jede Kontaktaufnahme mit der Helpline erfasst. Auf Grund der Personalkapazität ist die Frauenhelpline in der Regel nur einfach besetzt und es ist daher nicht immer möglich, jeden Anruf entgegenzunehmen und zu beantworten. Statistisch festgehalten und in dem vorliegenden Bericht ausgewertet werden nur jene Anrufe, die auch tatsächlich angenommen wurden. 2004 haben die Mitarbeiterinnen der Frauenhelpline 16.986 Anrufe persönlich angenommen und beraten. Typ
der Anrufe Die erfassten Anrufe
werden in sogenannte Normalanrufe und in Schweigeanrufe unterteilt. Art
des Anrufs 2004 ist eine wesentliche Steigerung bei den Anrufen mit konkreten Anliegen im Zusammenhang mit Gewalt ersichtlich. 2003 wandten sich 25% und 2004 30% der AnruferInnen mit einem konkreten Gewaltproblem an die Helpline. Die Gewalterfahrungen der Frauen waren unterschiedlicher Art: viele berichteten von jahrelangen, immer wieder auch akuten Gewalterlebnissen, andere von solchen, die, häufig gerade bei erlebter sexueller Gewalt, schon längere Zeit zurücklagen. In all diesen Gesprächen wurden die Hilfesuchenden umfassend beraten, betreut und unterstützt. Von den 30% der konkreten Anliegen wurden von den Beraterinnen der Helpline 175 Frauen in einer akuten und gefährlichen Gewaltsituation unterstützt. In diesen Fällen wurde im Auftrag der betroffenen Frauen bei der Exekutive interveniert oder Kontakt zu den nächstgelegenen Frauenhäusern hergestellt. Die Helpline verzeichnete vor allem nachts und an Wochenenden vermehrt Notfälle und Anrufe aufgrund akuter Krisensituationen. Mehrfachanruferinnen: Im Jahr 2004 wurden 57 Frauen in insgesamt 870 Gesprächen von den Beraterinnen der Frauenhelpline über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet und beraten. Der Großteil dieser Anruferinnen waren Frauen, die sich in den verschiedenen Phasen, d.h. in der Zeit vor, während und nach einer Trennung/Scheidung von einem gewalttätigen Partner befanden. Zu den Mehrfachanruferinnen zählten weiters Frauen, deren Gewalterfahrungen weiter zurück lagen, die diese jedoch noch nicht verarbeiten konnten. Unter ihnen befanden sich auch psychisch Kranke, die in ihrer Kindheit Opfer von sexuellem Missbrauch, von Vergewaltigung oder anderen traumatischen (Gewalt)erfahrungen geworden waren. Ihrer spezifischen Problematik und individuellen Bedürfnissen entsprechend, haben diese Frauen die Helpline in unterschiedlicher Häufigkeit und Intensität in Anspruch genommen. 5% der Anrufe wurden von den Beraterinnen der Frauenhelpline als Serviceanrufe gewertet. Darunter fallen Anfragen von Institutionen, die mit dem Thema Gewalt konfrontiert sind und Informationen benötigen, sowie beispielsweise von Angehörigen, die Betroffene unterstützen und sich nach regionalen Beratungsmöglichkeiten erkundigen und/oder Erklärungen zur spezifischen Dynamik von Gewaltbeziehungen erfragen (eine häufige Frage in diesem Zusammenhang, die Personen aus dem sozialen Nahraum der Betroffenen stellen: „Das geht schon so lange so. Warum verlässt sie ihn nicht endlich?“) In vielen Fällen gehen solche Serviceanrufe im Sinne von Entlastung und Stärkung der Vertrauenspersonen von Betroffenen natürlich auch in Beratungsgepräche über. Als zusätzliches Service bietet die Frauenhelpline auch den Versand von Infomaterialien sowie Recherchen im Internet an. So werden Informationen kundInnenfreundlich und unbürokratisch weitergegeben. Unter Blitzableiter (14%) werden jene Anrufe zusammengefasst, in denen das kostenlose Beratungstelefon vorwiegend von Kindern und Jugendlichen als „Container“ für Frustrationen, Verletzungen, Enttäuschungen, „Sich-nicht-ernst-genommen-fühlen“ etc. verwendet wird. Die Gesprächsinhalte haben oft aggressiven Charakter, sie werden jedoch nicht als persönliche Angriffe gegen die Beraterin kommuniziert. Personen, die beim ersten Anruf nicht den Mut haben, über ihre eigentlichen Probleme zu sprechen, werden der Rubrik Primärkontakt (28%) zugeordnet. Oft ist hier beispielsweise zu hören „Entschuldigung, hab mich verwählt“, „Falsch verbunden“ etc., oder es werden von Kindern und Jugendlichen für die Beraterin eindeutig nicht der Realität entsprechende Geschichten konstruiert, um die Reaktionen der Beraterinnen zu testen und sozusagen den „Ernstfall zu proben“. Unter der Kategorie Pubertätsproblem (5%) verstehen die Mitarbeiterinnen jene Anrufe, die in der einen oder anderen Form Fragen von Jugendlichen zur Pubertät beinhalten. Es werden allgemeine Fragen zum Thema Sexualität/Homosexualität, körperliche Entwicklung, Schwangerschaft, Beziehung, Freundschaft etc. gestellt. 4% der Anrufe fallen unter die Kategorie Sexueller Angriff. Dies sind beinahe ausschließlich von Männern und männlichen Jugendlichen getätigte Anrufe, in denen die Beraterinnen mit sexualisierten Beschimpfungen konfrontiert sind. Anrufe, die aggressivere Inhalte als Blitzableiter-Anrufe hatten, wurden unter Provokation (14%) zusammengefasst. Es handelt sich um wiederholte Telefonate, die die betreffende Mitarbeiterin in ihrer Funktion als Beraterin provozieren sollen. Es sind vor allem Anrufe von Jugendlichen, die aller Wahrscheinlichkeit nach dem Testen von Grenzen dienen, aber im Besonderen auch den Sinn eines „Abreagierens“ und „Machtdemonstrierens“ haben können. Hier haben sie, wenn auch nur im Kleinen, die Macht, den Inhalt des Gesprächs mehr oder weniger selbst zu bestimmen, ohne sich dabei „ein Blatt vor den Mund zu nehmen“ und es auch willkürlich zu beenden. Unter Umständen handelt es sich dabei aber auch um Anrufe von Erwachsenen, meist von Männern, die beispielsweise ihrer Ansicht Ausdruck verleihen, dass Frauen bereits genügend unterstützt, die eigentlich Benachteiligten der Gesellschaft jedoch die Männer seien. Geschlecht
der AnruferInnen 61% der Anrufe kamen von Frauen und Mädchen. Auch Männer nehmen diese Einrichtung in Anspruch. 29% Männer und männliche Jugendliche haben sich im vergangenen Jahr an die Frauenhelpline gewandt. Neben den männlichen Jugendlichen sind dies vor allem Personen aus dem Umfeld der Betroffenen, die sich Sorgen machen und sich Auskunft für ihre Arbeitskollegin, Schwester, Mutter oder Bekannte holen. Bei der Kategorie „nicht ersichtlich“ (10%) handelt es sich um meist sehr junge Menschen, bei denen das Geschlecht aufgrund der kindlichen Stimme nicht zugeordnet werden konnte. Verteilung
der Anrufe auf die Woche
Ein Drittel aller erfassten Anrufe (30%) erfolgten am Wochenende, in einer Zeit, in der viele andere Hilfseinrichtungen geschlossen haben.
Nationalität
der AnruferInnen Unter allen AnruferInnen wandten sich 4% MigrantInnen an die Helpline. Dieser geringe Anteil lässt sich dadurch erklären, dass die Frauenhelpline kaum muttersprachliche Beratung anbieten konnte. Dies wird sich zukünftig ändern, da bei der Frauenhelpline mittlerweile auch Mitarbeiterinnen beschäftigt sind, die in türkischer, serbokroatischer, slowenischer, slowakischer und arabischer/ägyptischer Sprache beraten können. Verteilung
der Anrufe auf die Bundesländer Bei der Verteilung der Anrufe auf die Bundesländer haben sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nur geringe Veränderungen ergeben. 40% aller AnruferInnen, die ihre Herkunft bekanntgaben, kamen aus dem Raum Wien, 16% aus Niederösterreich, 18% aus der Steiermark und 7% aus Kärnten. Die anderen Bundesländer bewegen sich auch 2004 zwischen 2% (Vorarlberg) und 6% (Oberösterreich). Es werden nicht alle AnruferInnen automatisch nach Ihrer Herkunft gefragt, lediglich jene, die den Ort im Beratungsgespräch bekannt geben und die an eine bestimmte Hilfseinrichtung weitervermittelt werden. Weitervermittlung
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